Rede von Klaus Stolpp zur Fernwasserleitung (Oktober 2007)

Frau Vorsitzende - meine Sehr geehrten Damen u. Herren,

 

Am 19.Mai 2006

meldete der Wiesbadener Kurier:

Die Versorgung der Niedergladbacher Bevölkerung mit Wasserflaschen, weil die Trinkwasserversorgung aus dem Leitungsnetz wg. überhöhter Manganwerte eingestellt werden mußte.

Eine Wasserschildkröte soll urplötzlich einen rostroten Panzer bekommen haben.

 

Unser damalige Bürgermeister erläuterte in der Zeitung

Bei einer Messung im Januar sei bereits ein höherer Manganwert im aufbereiteten Wasser festgestellt worden, der jedoch noch unter dem Grenzwert gelegen habe. Daraufhin sei der Filter ausgetauscht worden. Zu der Überschreitung des Grenzwertes sei es durch die Ausschwemmung von Mangan gekommen, das sich über die Jahre im Leitungsnetz abgesetzt habe, so Sieber.

Der Fall zeige die Problematik des Wasserbezugs aus örtlichen Quellen.

 

Damals wurde die heiße Phase der Kampange zur Umstellung der Schlangenbader Wasserversorgung aus heimischen Quellen auf Fremdwasser eingeleitet.

 

Und heute soll diese Kampangne abgeschlossen werden.

Dazu erklärte gestern in der Zeitung

der kaufmännischer Betriebsführer des Wasserverbandes Oberer Rheingau, Der Wasserbeschaffungsverband Rheingau-Taunus stemme einen Großteil der Investitionen für den Bau der Leitung nach Bärstadt nicht, um dann kein Wasser verkaufen zu können.

 

Das klingt logisch und ist eindeutig - die Wasserleitung wird gebaut und die örtlichen Quellen nach und nach - sobald ein Problem auftaucht - vom Netz genommen - bis wir in wenigen Jahren völlig von Fernwasser abhängig sind.

 

Ich für meine Person war mir nie so ganz sicher, ob unsere Wasservorkommen bei genauer Betrachtung ausreichen würden, um auf Dauer ohne Fremdwasser auskommen zu könnne.

 

Das habe ich immer wieder deutlich gemacht, aber ich hatte erhebliche Zweifel, ob die Gründe, die von Seiten des Wasserversorgers angeführt werden ausreichen diesen tiefgreifenden Wechsel zu vollziehen.

 

Wir haben deshalb vor über 1. Jahr einen Wasserbericht angerfordert.

 

Am 4.10.07 habe ich von unsem Bürgermeister eine Mail bekommen, daß nun der Wasserbericht vollständig zur Einsicht zur Verfügung steht - und mit den Unterlagen zu dieser Sitzung haben wir auch das Gutachten von Prof. Dr.Riegler zugestellt bekommen.

 

Seit 20 Tagen haben wir Feierabendpolitiker also Gelegenheit uns in die Unterlagen einzulesen, für deren Zusammenstellung sich die Profis 1 Jahr Zeit gelassen haben.

Erst seit 20 Tagen verfügen wir über die Informationen, die wir brauchen um uns eine Meinung auf einer einigermaßen gesicherten Grundlage zu bilden.

 

Ich habe mir diese Mühe so gut es ging gemacht und mich mit der Frage beschäftigt, ob eine Anschluß an die Fernwasserleitung für den sog. Verbund West d.h. Hausen/Obergladbach/Niedergladbach unumgänglich ist.

 

 

Die Notwendigkeit zum Bau einer Fernwasserleitung nach Hausen zum Anschluß von Hausen, Ober und Niedergladbach wurde/wird besonders mit folgenden Problemen begründet:

 

1. Problem:
Manganbelastung im Trinkwasser Niedergladbach

 

Das Manganproblem in Niedergladbach kann als gelöst betrachtet werden, die letzten uns zugänglichen Werte in Reinwasser (nach der Aufbereitung) liegen unter der Nachweisgrenze.

Sollten bisweilen leicht erhöhte Werte im Ortsnetz vorkommen, so liegt dies offensichlich an freigespülten Ablagerungen im Wasserleitungsnetz - dieses Problem kann auch durch die Einspeisung von Fernwasser nicht gelöst werden, sondern nur durch eine Auswechslung des belasteten Leitungsnetzes.

 

2. Problem:
Die Quelle Weyersgarten in Hausen muß wegen erhöhter Belastung, insbes. mit Kolibakterien, in den nächsten Jahren vom Netz genommen werden.

 

Ein Vergleich der Daten im "Riegler-Gutachten" vom Sept. 2007 macht folgendes deutlich:

Tabelle 7 (Seite25): die Addition der Werte für Hausen/Obergladbach/Niedergladbach ergibt für die

geförderte Menge: 322 m³/d

Spitzenbedarf (Planungsfall) 385 m³/d

Differenz - 63 m³/d (=Fehlmenge pro Tag)

 

Diese Fehlmenge errechnet sich, wenn man, wie im Gutachten geschehen, die Quelle Weyersgarten außer Acht läßt. (Zeile 6-9 auf Seite 25 des Gutachtens)

 

Die max. Fördemenge für die Quelle Weyersgarten wird auf Seite 16, Tabelle 4 mit

31.100 m³/a dargestellt,

Daraus läßt sich eine max. Fördermenge pro Tag von 85 m³ berechnen.

 

Die berechnete Fehlmenge für den (Spitzenbedarf/Planungsfall) von 63 m³ kann also durch die Leistung dieser Quelle leicht ausgeglichen werden.

 

Der Umkehrschluß lautet: Ohne die Quelle Weyersgarten kann die Wasserversorgung in der sog. "Verbundgruppe West" nicht jederzeit sichergestellt werden.

 

Wenn man den oben genannten Annahmen folgt, wird die zentrale Bedeutung der Quelle Weyersgarten für die Notwendigkeit des Baues einer Fernwasserleitung nach Hausen v.d.H deutlich

 

Daraus ergeben sich folgende Fragen:

1. Was müßte unternommen werden, um das Wasserdargebot der Quelle Weyersgarten für die Trinkwasserversorgung auch weiter zu nutzen?

2. Was wurde bereits unternommen?

3. Gibt es andere Möglichkeiten als die bestehenden um die dort vorhandenen Wasservorkommen zu erschließen?

4. Welche Einschränkungen bei der Landnutzung im Einzugsgebiet der Quelle müßten hingenommen werden?

5. Welche finanziellen Aufwendungen sind erforderlich, um das Wasserdargebot dieser Quelle für die Trinkwasserversorgung zu sichern, ggf. zu sanieren oder das Wasser ausreichend aufzubereiten?

6. In welcher Relation verhalten sich die Kosten für den Bau und den Betrieb der ansonsten notwendigenFernwasserleitung zu den unter 5. erforderlichen Maßnahmen?

 

Ohne hinreichende Klärung der vorgenannten Fragen ist m.E. der Bau dieser Fernwasserleitung allein schon aus wirtschaflicher Sicht nicht zu verantworten.

 

 

Wenn sich herausstellen sollte, daß eine Sanierung, anderweitige Erschließung oder Aufbereitung des Wasservorkommens Weyersgarten mit geringerem Aufwand möglich ist, als es der Bau einer Fernwasserleitung nach Hausen erfordert, gibt es keinen wirtschaftlichen Grund, die Verbundgruppe West an das Fernwassernetz anzuschließen.

 

Wir beantragen:

Das Rieglergutachten und den Wasserbericht an den GFU (Ausschuß für Gemeindeentwicklung,Fremdenverkehr und Umwelt) zur Klärung der vorgenannten Fragen zurückzuverweisen und bitte unsere Vertreter im Wasserverband dafür einzutreten, daß die Entscheidung für oder gegen den Bau der Fernwasserleitung bis zur Klärung dieser Fragen aufgeschoben wird.

 

Zum Abschluß möchte ich nochmals folgende zu Bedenken geben:

1. auch beim Fernwasser kann es Belastungen geben - wir haben das schon erlebt

2. auch Riedwasser ist nicht unbegrenzt verfügbar

3. beim Riedwasser könnte es allein schon deshalb zu Preissteigerungen kommen, weil u.U. dort erhebliche Investitionen erforderlich werden um die weiter steigenden Entnahmenmengen durch Infiltrationsanlagen auszugleichen.

 

Ich bitte um Unterstützung für diese Vorgehensweise.

 

Vielen Dank

Pressebericht

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Anmerkung:
Unser Antrag wurde mit knapper Mehrheit (14:12 Stimmen bei 2 Enthaltungen) abgeleht - damit war der Weg für die Fernwasserleitung durch die Gemeindevertretung geebnet. - Der Beschluß des Wasserverbandes am anderen Tag nur noch eine Formsache.

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